Briksdalsdalen Jostedalsbreen Nationalpark

Der Jostedalsbreen Nationalpark

„Bre heißt in der norwegischen Sprache Gletscher. Wie im schwedischen wird der Artikel an das Substantiv angehängt und nicht vorangestellt, folglich wird aus Bre jetzt Breen: der Gletscher. “So einfach ist das, meint der Guide Ove, als er nach der Bedeutung des Wortes Breen gefragt wird.merken
„Knapp 500 Quadratkilometer ist unser Jostedalsbreen Nationalpark groß, ein wenig größer als eure Ostseeinsel Usedom, aber ebenso lang, rund 60 KM“ führt Ole weiter aus, macht dabei eine ausschweifende Handbewegung als wenn er zum Ausdruck bringen wollte, dass alles, was man hier sieht zum Nationalpark Jostedalsbreen gehört. „Erstaunlich ist nicht nur der höchste Punkt, Høgste Breakulen, mit 1.957 m Höhe, sondern auch die maximale Eisdicke von 571 m“ erklärt er mit einem stolzen Lächeln „und, ja, das ist das Beste, unser Jostedalsbreen ist der größte Gletscher auf dem europäischen Festland“. „Ja“, schmunzelt Ove, versteckter Stolz in seinem Blick unterstreicht die Aussage „hier fallen jährlich noch 12m Schnee, zwar zuwenig um das Dahinschmelzen des Gletschers von 73 Quadratkilometer aufzuhalten, zumindest aber zu verlangsamen“.
 „Lasst uns erst einmal in das Gletschermuseum, das Bremuseum, hineingehen. Eine sehr gute Möglichkeit, vieles über den Gletscher und das Gebiet als solches zu erfahren“, sagt er noch und setzt die Schritte zügig Richtung Eingang fort. Autor: B. Specht, 2023

Langsam dahinschmelzende Gletscher sind Zeitzeugen der Gegenwart

Ein besuch des Bre-Museums ist sehr zu empfehlen um die Empfindlichkeit der Natur besser verstehen zu können.
Das Bre-Museum
Das Museum ist nicht zu übersehen. Am Ende des Fjærlandfjordes, auf der Reichsstraße 5, liegt linkerhand, wie behutsam in das Tal geschoben, einer Gletscherzunge nachempfunden, das flache Gebäude, flankiert von drei Mammuts, die grüßend auf die Besucher zukommen. So scheint es. So ist es auch. Ove hat sich durch seine freundliche Art als Türöffner für das interaktive Museum zum Botschafter gemacht.
Zuerst schauen wir uns den neuen Imagefilm an, der auf einer riesigen Leinwand mit einem Durchmesser von 21 Meter präsentiert wird. Wir begleiten dabei eine Gruppe von Gletscherwanderern auf ihrem nicht gefahrlosen Trip, mit herrlichen Aufnahmen über den majestätischen Gletscher, die grünlichmilchigen Gebirgsbäche, weite Täler und unendliche Weiten. Zum Abschluss noch ein Blick in das Innere des Gletschers.
Die Ausstellung ist unterteilt in verschiedene Themen. Dadurch, dass interaktive Projekte einfließen, ist die überlieferte Meinung von verstaubten Museen hier absolut fehl am Platz. Mit einem Fahrrad kann am eigenen Leib erfahren werden, wieviel Energie notwendig ist um bestimmte Mengen an Strom zu erzeugen. Mit Gletschereis werden Experimente durchgeführt, werden die Schichten von Eis und Geröll im Detail erklärt und in einem nachgebauten Gletscher aus Kunststoff kann sich die gesamte Familie auf eine Fahrt in die Tiefe eines Gletschers begeben. Natürlich darf in diesem Museum auch eine tiefergehende Information zu Ötzi, dem Mann aus dem Eis, nicht fehlen.
Schon bei der Planung des Besuchs sind die Deutsch sprachigen Bereiche der Internetseite sehr hilfreich. Erstaunliches erfahren die Besucher über die Gewinnung von Strom durch den Gletscher, wie sich Gletscherflüsse und Unterwasserflüsse gegenseitig ergänzen und das hier vor ein paar Jahren ein Flugzeug gefunden wurde, welches in den siebziger Jahren über dem Gletscher abgestürzt war. Im Bremusum sind alle Tafeln nicht nur in Norwegisch und Englisch sondern auch in Deutsch verfasst, was dem Interesse noch mehr Antrieb verleiht.
Beim Verlassen des Museums genießen Sie in Ruhe die imposanten Gebirge, die sich vor ihnen ausbreiten, bevor Sie die Fahrt weiter fortsetzen. Seit 140 Jahren gehört der hiesige Tourismus zur Wirtschaft. Begonnen hat es mit den Touristendampfern, die durch den traumhaften Sognefjord die Bahnen zogen, in den Fjærlandfjord die engeren Passagen fuhren um kurz vor dem Ende Anker zu setzen und die Gäste, meist deutsche und englische, an Land brachten. Von den Ufern aus fuhren anfangs die Bauern, später organisierte Beförderungsunternehmen die Gäste zu den Gletscherarmen. Ein Geschäftsmodell, welches verfeinert wurde und heute noch wesentlich zum Erwerb des Lebensunterhalts beiträgt.
Briksdalsbreen
An der Landesstraße Fv60 liegt am äußersten Ende des Innvikfjordes, der eine Verlängerung des Nordfjords ist, der kleine Ort Olden. Hier gibt es die wesentlichen Geschäfte für die einheimische Bevölkerung in Olden und Umland sowie einige Stöberstuben für die Touristen, wo sicherlich so mancher Troll für die Enkel daheim über den Ladentisch geht. In der Ortsmitte, fast unscheinbar in einer Kurve, weist ein Schild den Weg nach Briksdalsbreen, in die schönste Sackgasse Südnorwegens. Dieser Sommerweg führt 25 KM lang in das Tal hinein, wo der Weg nur langsam, zaghaft ansteigt. Auf der einen Seite saftige Weiden, auf der anderen Seite „Oldevatnet“ – ein Fluss, der an vielen Stellen zu einem See mutiert, in welchem sich an diesem frühen Morgen die hochaufragenden Gebirge spiegeln, als müssten sie ihr Aussehen prüfen, ob sie denn auch ansprechend für die zu erwartenden Besucher sind. Eine der schönsten Teilstrecken, die wir auf unserer Südnorwegen-Rundreise gesehen haben. Die Straßen sind stellenweise recht schmal, verfügen in geringeren Entfernungen über Ausweichmöglichkeiten, denn tagsüber wird es hier recht wuselig. Zu beiden Seiten steigen die Gebirgsformationen steil auf, bis auf 1.900 Meter, gewaltig. Die Sonne verstärkt den Eindruck, indem sie die schwach bewaldeten Felswände kräftig in ihr Licht taucht. „Auf dieser Strecke werden sie einen speziellen Tunnel kennenlernen“ hatte uns die Rezeptionistin noch gesagt, als wir über unser Tagesziel mit ihr sprachen. In der Tat, etwas unheimlich ist er schon: vor uns teilt sich die Straße, wir müssen in den Tunnel, der nur eine Fahrbahn hat. Kein Lämpchen. Das hatten wir noch nicht. Schlecht beleuchtete Tunnel, ja, die gibt es sehr viele, leider, aber ganz dunkel? Der Tunnel windet sich und führt minimal nach unten. „Gleich wird es wärmer“ sagt meine Frau“ dann sind wir in der Hölle. Doch das rötliche Licht vor uns, das plötzlich erscheint, stammt von der Sonne, die uns am Ende des Tunnels erwartet.
     Wir sind um kurz nach neun in das Tal hineingefahren. Dann sind viele Gäste erst im Aufbruch, einzig die Wohnmobile scheinen immer in Bewegung zu sein, jedoch die Busse mit den Gästen von den Kreuzfahrtschiffen werden erst in einer Stunde, frühestens, hier sein. Die Schiffe, die in Olden und Loen anlegen, sind nicht sehr groß, können dennoch nicht am Kai anlegen sondern liegen auf Reede und müssen Tendern - die Gäste mit Zodiaks oder Beibooten an Land bringen und später wieder zurück. Deshalb fehlen sie noch an diesem Morgen. Noch. „Rechts führt der Weg zum Parkplatz“ sagt meine Frau. Dieser liegt unterhalb des Souvenirgeschäftes. Reichlich Platz vorhanden und ein Einheitspreis für das Parken: 75,-- NOK, ob für eine Stunde oder den ganzen Tag bis 23:00h. Wer über Nacht stehen bleiben möchte hat 180,-- NOK zu entrichten. Das macht Sinn, denn von hier aus gibt es diverse Möglichkeiten um zur Gletscherzunge zu gelangen. Mindestens zwei Stunden Zeit müssen die Besucher mitbringen, wenn sie die TrollCars nehmen, wo sieben Personen Platz haben. Wo bis 2004 die Gäste noch mit Pferd und Wagen der Gletscherzunge nahegebracht wurden, stehe heute kleine, offene Wagen zur Verfügung. Bei Regen gibt es eine Plane über die Knie, ansonsten ist eine regendichte Wetterjacke zu empfehlen. Nicht nur hier. Wo satte, grüne Wiesen und Wälder der Landschaft ein prägendes Aussehen geben, darf Regen nicht fehlen. Ach ja, die TrollCars. Sie fahren bis auf 700m an die Briksdalsbreen Gletscherzunge heran. Wenngleich knapp zwei Kilometer ansteigender Wanderweg gespart wurde, können die letzten Meter nur mit festem Schuhwerk bewältigt werden. Die ersten 150m, dort steht auch ein WC, sind für motorisch eingeschränkte Personen recht anstrengend, danach läuft es entspannter ab. Bis zu dem Punkt, wo sich der Gletscherfluss breit macht und milchig durch das Flussbett fließt. Von hier genießt man einen ungetrübten Blick auf die Gletscherzunge, die mit den Jahren immer kleiner geworden ist.
Wer die 150,-- NOK für die Herfahrt oder die 260,-- NOK für das Rundfahrticket sparen möchte, kann die 2,5 km vom Parkplatz auch bequem wandern, vorbei an einem wunderschönen Wasserfall, der eine Erfrischung bereit hält. Festes Schuhwerk ist Voraussetzung für ungetrübte Wanderfreuden. Die erfahrenen Wanderer können noch weiter an die Gletscherzunge heran, sollten sich zuvor jedoch mit dem Touristbüro in Verbindung setzen, um Details zu erfahren.
Unsere Rückfahrt mit dem TrollCar war entspannt und nach einem kleinen Imbiss im Bistro am Parkplatz, der mittlerweile sehr stark gefüllt ist, rollen wir gemächlich zurück nach Olden. Hier und da ein Stopp, einerseits um den Gegenverkehr passieren zu lassen, andererseits um ausgefallene Motive auf der Simkarte festzuhalten. Die Kirche von Olden, im Hintergrund mit Fjord und Gebirge, ist eines dieser Motive. Von innen besticht sie durch ihre Schlichtheit und Ruhe.
Ein wunderschöner Ausflug endet in Olden, wo wir nach rechts abbiegen. Zu unserem Hotel in Loen – und einem weiteren, herausragenden Erlebnis.
Loen Skylift
Der kleine Ort liegt am östlichen Ende des Innvikfjords, einem Ausläufer des Nordfjords. In diesem Ort knubbeln sich einige touristische Attraktionen und über allen stehen die beiden Hotels, die demselben Eigentümer gehören: Hotel Alexander und Hotel Loenfjord. Dazu gehört auch ein Aktivitätenshop und die starke Beteiligung am Loen Skylift, der als Gesellschafter auch die Stadtverwaltung vom Hauptort Stryn und einige lokale Firmen aufweisen kann. Mit der Eröffnung am 20. Mai 2017, im Beisein der Königin Sonja, wurde ein Meilenstein im Tourismus beschritten.
Mit einer Geschwindigkeit von rund 25 km/h bringt die derzeit steilste Pendelseilbahn der Welt binnen fünf bis sieben Minuten bis zu 35 Personen in einer Fahrt vom Meeresspeigel auf über 1.100m Höhe. Bis auf eine Nähe von 9m gleitet die Kabine an der Steilwand empor.
Und oben angekommen? Erst einmal ein atemberaubender Blick auf Loen, den Innvikfjord und das Bewusstsein, wie mächtig uns die Natur gegenübersteht, uns klein werden lässt. Aus Ehrfurcht oder Anerkennung – und wie sehr sie uns beherrschen kann, wenngleich wir meinen technisch überlegen zu sein.
Hier oben erwartet uns ganz profan ein Shop, ein Restaurant mit einem – zugegebenermaßen grandiosen – Ausblick. Aber auch einige besondere Aktivitäten. Da ist zum Beispiel die Zip Line, nur fünf Minuten von der Bergstation entfernt, die zwei Längen, 95 m und 125m, aufweist. Geführte oder individuelle Wandertouren zum Skredfjellet Gebirge. Und im Winter Skitouren, Rodelerlebnisse oder eine Nacht im Iglu? Lassen Sie sich hier inspirieren.