An der Landesstraße Fv60 liegt am äußersten Ende des Innvikfjordes, der eine Verlängerung des Nordfjords ist, der kleine Ort Olden. Hier gibt es die wesentlichen Geschäfte für die einheimische Bevölkerung in Olden und Umland sowie einige Stöberstuben für die Touristen, wo sicherlich so mancher Troll für die Enkel daheim über den Ladentisch geht. In der Ortsmitte, fast unscheinbar in einer Kurve, weist ein Schild den Weg nach Briksdalsbreen, in die schönste Sackgasse Südnorwegens. Dieser Sommerweg führt 25 KM lang in das Tal hinein, wo der Weg nur langsam, zaghaft ansteigt. Auf der einen Seite saftige Weiden, auf der anderen Seite „Oldevatnet“ – ein Fluss, der an vielen Stellen zu einem See mutiert, in welchem sich an diesem frühen Morgen die hochaufragenden Gebirge spiegeln, als müssten sie ihr Aussehen prüfen, ob sie denn auch ansprechend für die zu erwartenden Besucher sind. Eine der schönsten Teilstrecken, die wir auf unserer
Südnorwegen-Rundreise gesehen haben. Die Straßen sind stellenweise recht schmal, verfügen in geringeren Entfernungen über Ausweichmöglichkeiten, denn tagsüber wird es hier recht wuselig. Zu beiden Seiten steigen die Gebirgsformationen steil auf, bis auf 1.900 Meter, gewaltig. Die Sonne verstärkt den Eindruck, indem sie die schwach bewaldeten Felswände kräftig in ihr Licht taucht. „Auf dieser Strecke werden sie einen speziellen Tunnel kennenlernen“ hatte uns die Rezeptionistin noch gesagt, als wir über unser Tagesziel mit ihr sprachen. In der Tat, etwas unheimlich ist er schon: vor uns teilt sich die Straße, wir müssen in den Tunnel, der nur eine Fahrbahn hat. Kein Lämpchen. Das hatten wir noch nicht. Schlecht beleuchtete Tunnel, ja, die gibt es sehr viele, leider, aber ganz dunkel? Der Tunnel windet sich und führt minimal nach unten. „Gleich wird es wärmer“ sagt meine Frau“ dann sind wir in der Hölle. Doch das rötliche Licht vor uns, das plötzlich erscheint, stammt von der Sonne, die uns am Ende des Tunnels erwartet.
Wir sind um kurz nach neun in das Tal hineingefahren. Dann sind viele Gäste erst im Aufbruch, einzig die Wohnmobile scheinen immer in Bewegung zu sein, jedoch die Busse mit den Gästen von den Kreuzfahrtschiffen werden erst in einer Stunde, frühestens, hier sein. Die Schiffe, die in Olden und Loen anlegen, sind nicht sehr groß, können dennoch nicht am Kai anlegen sondern liegen auf Reede und müssen Tendern - die Gäste mit Zodiaks oder Beibooten an Land bringen und später wieder zurück. Deshalb fehlen sie noch an diesem Morgen. Noch. „Rechts führt der Weg zum Parkplatz“ sagt meine Frau. Dieser liegt unterhalb des Souvenirgeschäftes. Reichlich Platz vorhanden und ein Einheitspreis für das Parken: 75,-- NOK, ob für eine Stunde oder den ganzen Tag bis 23:00h. Wer über Nacht stehen bleiben möchte hat 180,-- NOK zu entrichten. Das macht Sinn, denn von hier aus gibt es diverse Möglichkeiten um zur Gletscherzunge zu gelangen. Mindestens zwei Stunden Zeit müssen die Besucher mitbringen, wenn sie die
TrollCars nehmen, wo sieben Personen Platz haben. Wo bis 2004 die Gäste noch mit Pferd und Wagen der Gletscherzunge nahegebracht wurden, stehe heute kleine, offene Wagen zur Verfügung. Bei Regen gibt es eine Plane über die Knie, ansonsten ist eine regendichte Wetterjacke zu empfehlen. Nicht nur hier. Wo satte, grüne Wiesen und Wälder der Landschaft ein prägendes Aussehen geben, darf Regen nicht fehlen. Ach ja, die TrollCars. Sie fahren bis auf 700m an die Briksdalsbreen Gletscherzunge heran. Wenngleich knapp zwei Kilometer ansteigender Wanderweg gespart wurde, können die letzten Meter nur mit festem Schuhwerk bewältigt werden. Die ersten 150m, dort steht auch ein WC, sind für motorisch eingeschränkte Personen recht anstrengend, danach läuft es entspannter ab. Bis zu dem Punkt, wo sich der Gletscherfluss breit macht und milchig durch das Flussbett fließt. Von hier genießt man einen ungetrübten Blick auf die Gletscherzunge, die mit den Jahren immer kleiner geworden ist.
Wer die 150,-- NOK für die Herfahrt oder die 260,-- NOK für das Rundfahrticket sparen möchte, kann die 2,5 km vom Parkplatz auch bequem wandern, vorbei an einem wunderschönen Wasserfall, der eine Erfrischung bereit hält. Festes Schuhwerk ist Voraussetzung für ungetrübte Wanderfreuden. Die erfahrenen Wanderer können noch weiter an die Gletscherzunge heran, sollten sich zuvor jedoch mit dem Touristbüro in Verbindung setzen, um Details zu erfahren.
Unsere Rückfahrt mit dem TrollCar war entspannt und nach einem kleinen Imbiss im Bistro am Parkplatz, der mittlerweile sehr stark gefüllt ist, rollen wir gemächlich zurück nach Olden. Hier und da ein Stopp, einerseits um den Gegenverkehr passieren zu lassen, andererseits um ausgefallene Motive auf der Simkarte festzuhalten. Die Kirche von Olden, im Hintergrund mit Fjord und Gebirge, ist eines dieser Motive. Von innen besticht sie durch ihre Schlichtheit und Ruhe.
Ein wunderschöner Ausflug endet in Olden, wo wir nach rechts abbiegen. Zu unserem
Hotel in Loen – und einem weiteren, herausragenden Erlebnis.