Die touristische Quelle des Ostseebads Boltenhagen liegt über 200 Jahre zurück. Im Jahr 1803 wurde der erste Badekarren an den Ostseestrand gezogen und dadurch der Badebetrieb im zweitältesten Ostseebad Deutschlands, in Boltenhagen, eröffnet. Ab 1830 avancierte Boltenhagen zu einem der bedeutendsten Ostseebäder und wandelte sein Gesicht vom Fischer- und Bauerndorf in ein bis heute beliebtes Ostseebad.
Ein starker Motor für den Ausbau
Boltenhagens zu einem Familienbad war der Wismarer Pfarrer Joachim Hartwig Meyer. Er wollte ein Pendant zu den Luxusbädern Heiligendamm und Putbus schaffen. Das Familienbad Boltenhagen sollte bodenständig werden, Erlebnis ohne Schnick Schnack bieten.
Den schwersten Schicksalsschlag erlebte das Ostseebad Boltenhagen in der Nacht vom 12. zum 13. November 1872. Eine Sturmflut riss einen Großteil des Ortes mit sich in die brüllende Ostsee. Schauen Sie bei der kleinen Kapelle am Ortseingang die Tafel an, auf welcher der Wasserpegel dieser Schreckensnacht markiert wurde.
Die Boltenhagener haben sich durch dieses erschütternde Ereignis nicht unterkriegen lassen. Zehn Jahre später wurden die ersten Strandkörbe zur Vermietung bereitgestellt. 1911 erhielt Boltenhagen die erste Seebrücke, mit einer Länge von 300m, fünf Meter länger als die heutige. Den - sagen wir mal - touristischen Ritterschlag bekam der Urlaubsort am 05. Juli 1929 mit der Ernennung zum Ostseebad.
Mitte der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde im Ortsteil Tarnewitz ein Flughafen für Flugzeug- und Raketenbewaffnung gebaut. Der zweite Weltkrieg brachte den Tourismus zum Erliegen, die Gästebetten wurden mit Flüchtlingen und Evakuierten belegt und der Stolz von Boltenhagen, die Seebrücke, wurde im Winter 1941/1942 zerstört.
Nach dem Krieg widerfuhr Boltenhagen eine neue Ära in der touristischen Laufbahn. FDGB Ferienheime wurde nach und nach erbaut sowie das – heute noch bestehende – Blindenkurheim errichtet. Bei der Aktion Rose in 1953 wurden viele Hotel- und Pensionsbesitzer enteignet.
Eine sehr traurige Wahrheit steht im engen Zusammenhang mit dem Ostseebad Boltenhagen. Bei dem Versuch, die DDR über die Ostsee zu verlassen, starben 174 Personen. Wieviel es geschafft haben, ist nicht überliefert. Hier verlief die kürzeste Strecke von der DDR in die Bundesrepublik über die Ostsee. Ein Gedenkstein an der Seebrücke erinnert an die Menschen, die während der Flucht ihr Leben verloren haben.