Kurz noch ein Besuch in der Holzkirche von Jukkasjärvi, welche über ein außergewöhnliches Altarbild verfügt, dann geht es weiter gen Westen. Gestern hätten wir nicht fahren können, die Straße über die Reichsgrenze ins norwegische Narvik war gesperrt. Schneesturm. Heute ist sie auf schwedischer Seite freigegeben, auf norwegischer Seite für den Schwerverkehr noch gesperrt.
Ist der Begriff: Traumstraße Lapplands überzogen? Ich meine nicht. Vor vielen Jahren sind Hildegard und ich den „Top of the World Highway“ von Anchorage nach Dawson City gefahren. Eine traumhafte Straße – und auch so von vielen beschrieben. Die E 10, auf der wir uns jetzt befinden bietet ein herrliches Panorama, in dieser Form einmalig in Schweden. Hinter Kiruna führt die Straße, umsäumt von Schneewällen und zwischen den Fahrspuren mit Eisstreifen versehen, auf Torneträsk zu.
Kein Ort, sondern ein großer See, von Gebirgsbächen gespeist, wo am östlichen Ende der Torneälv beginnt und auf rund 410 KM seinen Weg durch die Weiten Lapplands sucht; unweit von Pajala kommt der Muonio Fluss hinzu und bis zur Mündung in die Ostsee bei Tornio / Haparanda bildet er den Grenzfluss zwischen Finnland und Schweden.
Auf dem Weg nach Torneträsk sehen wir das Anwachsen der Gebirge, links der höchste Berg Schwedens, der Kebnekaise (2.097m), rechterhand noch zarte Gebirgsketten, die sich immer stärker ausbilden und dann liegt er vor uns, der Torneträsk. Eine große Eisfläche – und die Gebirgsketten kommen näher, werden größer, die kahlen Plateaus sind flach, mal etwas hügelig, in jedem Fall beeindruckend. Nicht endend dieser herrliche Anblick, die Straßen sind stellenweise vereist, Schneewälle an beiden Seiten zugen von den Kräften der Natur, die der Mensch hier bezwingen kann. In Abisko, 90 KM hinter Kiruna, machen wir einen Stopp. Hier ist der Startpunkt des 440 KM langen nördlichen Teils des Kungsleden, dem sicherlich bekanntesten Gebirgswanderweg Skandinaviens, der in Hemavan endet. Außerdem wird hier dem Nordlicht in touristisch ausgebauter Form gehuldigt, meist mit sehr gutem Erfolg. Bei diesem Kaffeestopp sehen wir mehrere Autos aus Deutschland, doch nur ein Teil davon mit Spikesreifen. Wohnmobile sind auch dabei, auch das Wohnmobil aus Heide, welches wir schon auf dem Weg von Arvidsjaur nach Kiruna gesehen haben.
Nach der Kaffeepause fahren wir weiter, nächstes Ziel heißt Riksgränsen. Wie der Name vermuten lässt, werden wir hier das Königreich Schweden verlassen um ins Königreich Norwegen zu fahren, mit dem Tagesziel Narvik. Alles läuft nach Plan, für die teilweise vereisten Straßen haben wir die richtige Bereifung um sicher fahren zu können. Norwegen empfängt uns nicht so liebevoll, die Straßen sind jetzt komplett vom Eis bedeckt, Windböen wehen den trockenen Schnee über die Fahrbahn, die Geschwindigkeit muss nochmals angepasst werden, was letztlich für uns immer oberste Priorität hat. Der Schneepflug, der uns entgegenkommt, wirbelt den Schnee, der knochentrocken ist, auf. Er kommt näher, unser Tempo auf Schrittgeschwindigkeit gedrosselt, jetzt passiert er uns. Schnee, nichts als Schnee, eine weiße Wand baut sich auf, Blindflug und dann der feste Tritt auf die Bremse, Stillstand – langsam fällt der Pulverschnee nieder, gibt wieder die Sicht frei. Es geht weiter, Narvik entgegen. Auf der Gegenfahrbahn ein LKW, seine Warnblinker leuchten, langsam verbreitert sich die Lichterfront des LKWs, scheint sich über die gesamte Fahrbahnbreite zu erstrecken, Fernscheinwerfer auf dem Führerhaus leuchten auf, einmal, zweimal, dann geben die Schneewirbel den Blick frei auf einen zweiten LKW, der zum Überholen ansetzt, seine einzige Möglichkeit der eisigen Straße Paroli bieten zu können. Rolf, der jetzt vorausfährt, muss voll auf die Bremse treten, bringt sein Auto zum stehen und kurz vor ihm schwenkt der LKW wieder auf seine Fahrbahn zurück. Das war knapp, verdammt knapp ….. wir setzen uns wieder in Bewegung, Narvik ist in greifbare Nähe gerückt und am Abend sprechen wir noch einmal über diesen Moment, sind uns sicher, dass ohne Spikesreifen die Situation wohl anders gelaufen wäre.
Auf der gesamten Fahrt nach Tromsø sind große Wasserflächen über die Fahrbahn verteilt, unsere ständigen Begleiter zwischen Narvik und Tromsø. Bei unserer Ankunft in Tromsø steht zuerst der Besuch der 1965 erbauten Eismeerkathedrale an. Für m ich ist es der zweite Besuch. Auch durch zunehmende Besuche wird das Objekt nicht attraktiver – für mich unerklärbar, dass viele Reiseführer einen Besuch der Eismeerkathedrale als besonderes Erlebnis darstellen. Einzig der Blick aus den rückwärtig liegenden Fenstern auf Tromsø ist als besonders hervorzuheben. Die 55,-- Kronen Eintritt sollten für die Pflege des Gebäudes verwendet werden. Innen und außen – dann würden auch die winterlichen Rutschbahnen vor dem Gebäude und zu dem Parkplatz hin der Vergangenheit angehören.
Noch ein Tipp am Rande: Liebhaber der asiatischen Küche kommen im Suvi Tromsø voll auf ihre Kosten.
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