Samische Flagge

Lappland & die Samen

Es ist bis heute nicht geklärt, woher der Begriff Lappe kommt. Vermutungen gehen dahin, dass er aus dem altfinnischen Wort „lappe(e)a“ stammt, was Rand bedeutet, dass es sich somit um ein Randgebiet handelt.merken
Die Bezeichnung Lappe für die Ureinwohner Lapplands wird heute von einigen Samen, wie die offizielle Bezeichnung lautet, als Beleidigung, Herabsetzung empfunden. Es ist bis heute nicht geklärt, woher der Begriff Lappe kommt. Vermutungen gehen dahin, dass er aus dem altfinnischen Wort „lappe(e)a“ stammt, was Rand bedeutet, dass es sich somit um ein Randgebiet handelt.
Die Samen bezeichnen sich selbst als Sami, was „Sumpfleute“ bedeutet. Erst in den 1970er Jahren gewann die Bezeichnung „Samen“ immer mehr an Bedeutung und Verwendung.
Der Lebensraum der Samen erstreckt sich von Norwegen - südlich von Røros - über Schweden und Finnland nach Russland, wobei die Norweger mit bis zu 100.000  Samen die größte und die Russen mit 1.991 Samen die kleinste Gruppe stellen. Im Deutsch sprachigen Raum ist Lappland oft ein Synonym für den finnischen Teil Lapplands, wo 9.350 Samen leben, der flächenmäßig größte Teil liegt in Schweden, beherbergt 14.600 Samen und erstreckt sich im Süden bis hinunter nach Idre. (1)  Autor: B. Specht, 2021                                                                                                                         

Lapplands Ureinwohner: Die Samen

Die Flagge der Samen
​Am 15. August 1986 wurde von der Sami Konferenz die offizielle Flagge bestätigt. Die aus vier Farben bestehende Flagge gilt für alle Samen, unabhängig von dem Siedlungsort. Ausgehend von dem Gedicht „Paiven parneh“ (Deutsch: Söhne (und Töchter) der Sonne) des Lyrikers Anders Fjellner symbolisiert der Kreis die Rahmentrommel der Schamanen, die Farbe Rot steht für das Wärme und Licht spendende Feuer sowie die Liebe, Grün symbolisiert die Natur und die Pflanzen und Gelb die Sonne, die für Langlebigkeit steht. Blau stellt das Wasser dar, ohne welches kein Leben möglich wäre. (2) 
Das Leben der Samen
​Vor vielen hundert Jahren haben die Samen bereits Graupen, Salz, Kaffee und Mehl von den Handelsleuten gekauft und die veränderten Lebensbedingungen haben auch die Ernährungsgewohnheiten geändert. Trotz Supermärkte und Tiefkühltruhen ist die traditionelle Ernährung erhalten geblieben.
Grundnahrungsmittel sind Rentierfleisch, Fisch und Beeren. Das Rentier wird fast komplett verwertet. Nach dem Schlachten werden zuerst die Innereien und das Blut verwurstet und gegessen. Das restliche Fleisch wird in der Gefriertruhe aufbewahrt oder gekocht, gebraten oder getrocknet. Dörrfleisch vom Rentier wird oft auf längeren Touren mitgenommen, weil es sehr gut haltbar ist. Teilweise wird es zum Verzehr in Kaffee getunkt, damit man es besser beißen kann.
Fisch bildete immer eine wichtige Basis für die Ernährung, früher der frische Fisch im Sommer und der getrocknete Hecht im Winter, heute tiefgefroren, eingesalzen oder geräuchert.   
Bis in die vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die Rentiermilch verarbeitet. Eine Rentierkuh gibt zwischen 200 und 300 Milliliter Milch pro Tag, die jedoch sehr fett und reich an Proteinen ist. Um Milch und Käse zu gewinnen wurden Ziegen gehalten, deren Milch im Sommer im Netzmagen aufbewahrt und im Winter teilweise eingefroren wurde.
Brot war ein ständiger Begleiter auch auf den Wanderungen der Nomaden. Auf flachen Steinen oder Eisenpfannen wurden dünne Fladenbrote gebacken. Früher ohne Hefe, heute benutzt man Hefe in einem Teig aus Weizenmehl und Wasser. (3)
Joiks - Kulturgut der Samen
Der Joik ist lt. Wikipedia ein mit dem Jodeln verwandter eintöniger Kehlgesang, bei dem die Musik wichtiger ist als die Worte und dient den Samen dazu, die Naturphänomene, Tiere und Menschen zu besingen. Die Joiks wurden sowohl von den Schamanen wie auch von allen Samis gesungen. Es war früher die einzige traditionelle samische Musikform und wurde ursprünglich ohne Begleitinstrumente gesungen. Später wurden die Gesänge mit Rohrblasinstrumenten begleitet, den Fadnos, die aus den Stängeln des Arznei-Engelwurz hergestellt wurden, jedoch nur eine kurze Lebensdauer aufweisen konnten. Öfter und dauerhaft verfügbar wurde die Schamanentrommel eingesetzt.
Mir wurde die Historie der Joiks so dargestellt, dass dieses die Möglichkeit war, Erfahrungen und Geschichten sowie Erinnerungen an die Vorfahren verbal weiter zu geben, da es keine schriftliche Möglichkeit gab. Wenngleich andere Länder mehr und mehr dazu übergegangen sind, Volksbräuche touristisch zu vermarkten, ist dieses bei den Samen, was die Joiks anbetrifft, selten vorzufinden. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Samen eher verschlossen sind und der Tourismus für sie eine eher untergeordnete Bedeutung hat.
Drei sehr bekannte Joikerinnen sind Sofia Jannok, die 2014 auch als Repräsentantin der nordschwedischen Kulturhauptstadt Umeå in Mitteleuropa unterwegs war und die ich in Hamburg bei der Performance im gläsernen Pavillion erleben durfte. Sie weicht jedoch mehr von den traditionellen Joiks ab und schafft in Ihrer Musik eine Mischung aus Joik und Pop. Ähnlich modern präsentiert wie von Yana Mangi, die aus der Nähe von Kiruna, aus Laanavara, stammt und früher im ICEHOTEL Konzerte gegeben hat.
Ganz anders hingegen nimmt sich Sara Ajnnak den Joiks an. Ich konnte sie vor ein paar Jahren beim Abendessen kennenlernen, wo sie mir erzählte, dass sie die samische Kultur bewahren möchte und einzig aus diesem Grund die alte samische Sprache erlernt hat, die ihr von den Eltern nicht vermittelt wurde. Sie stellt bei ihren Joiks die Instrumente eher in den Hintergrund und übermittelt die traditionellen Joiks vorwiegend mit ihrer Stimme – hören Sie gern bei YouTube rein. 
Ein Same aus Ammarnäs hat es in den frühen sechziger Jahren geschafft in die Charts der schwedischen Schlagermusik Einzug zu halten und sein wohl bekannteste Lied „Vid Foten av Fjället“ hat ihm 1959 zum Durchbruch verholfen: Sven Gösta Jonsson. Kein Joik sondern Schlagermusik über das Leben der Samen, die weiten Landschaften und die Rentiere. Zu einer Zeit, wo die Samen wenig Akzeptanz bei der schwedischen Bevölkerung hatten. Seine Tochter Ann-Kristin betreibt mit Ihrem Mann den Nachbau einer frühen samischen Wohnstätte, Geunja, als Eco-Touristik-Projekt, unweit von Ammarnäs, nur erreichbar mit Boot, zu Fuß oder im Winter mit Schlitten und Skier.         
Übrigens – alle Interpreten sind auch bei Spotify zu hören.
Der Vindelälven
Die Fotos von Ola Jennertsen, der in Schweden für den WWF tätig ist, wurden uns vom Bio Reservat Vindelälven zur Verfügung gestellt.
Der Vindelälven gehört zu den wenigen Flüssen schwedisch Lapplands, die ungehindert durch Kraftwerke fließen können. Die Quelle des Flusses liegt im schwedisch-norwegischem Grenzgebirge, unweit des Samendorfes Ammarnäs. In dieser kleinen Gemeinde, die aufgrund Ihrer Lage ein besonderes Flair bewahrt, erreicht er erstmals die Zivilisation um gen Osten fließend stetig anzuwachsen. Die Reise endet kurz vor der Ostseeküste, wo er in den Ume Älv mündet.  
Über 60 geschätzte Vogelarten brüten am Flusslauf, welcher vom Gebirge aus in mächtigen Wäldern seinen Weg sucht, Seen passiert um gleich darauf den Lebensraum von Moor- und Küstenlandschaften zu versorgen.
Das Tal des Flusses, das gleichnamige Naturreservat Vindelälven, ist ein Kulturerbe der samischen und schwedischen Kultur. Die kulturelle Vielfalt im Tal des Vindelälvens ist ein Gewinn, eine Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Um zu vermeiden, dass wertvolles Wissen verloren geht - aus der Kultur, der Sprache und dem Handwerk – wurde Bio Reservat Vindelälven als Modellprojekt ausgewählt, wie nachhaltige Landnutzung und Naturgemeinschaft in Einklang zu bringen sind.    

Sameblod - samisches Blut

Dieser Film ist mittlerweile auch in deutscher Sprache (z.B. bei Amazon) zu bekommen. Der deutsche Titel „Das Mädchen aus dem Norden“ drückt nicht annähernd die Dramatik aus, die dieser Streifen beinhaltet. Der Film beginnt mit der Reise der 78 jährigen Christina in ihre alte Heimat, zum Begräbnis ihrer Schwester und zeigt nach dem Begräbnis in einer Rückblende das Leben der Christina, die in ihrem „samischen Leben“ Elle Marja hieß. An der Person Elle Marja, die sich vom Leben der Samen distanziert, die vehement versucht Schwedin zu werden, wird gezeigt, in welchem Zwiespalt sich ein Teil der Samen damals befunden hat – und teilweise, in abgemilderter Form, sich heute noch befindet. Die Distanz der Schweden zu dem indigenen Volk, in dessen Heimat sie eingedrungen sind, rassistische Äußerungen und Geringschätzungen, die im Film durch teils demütigende Untersuchungen der Rassenbiologen zum Ausdruck gebracht werden, zeigen die Lebenssituation in den 1930er Jahren auf.
Die Regisseurin Amanda Kernell, deren Mutter Schwedin und Vater Same sind, erhielt 2016 in Venedig auf den Internationalen Filmfestspielen eine besondere Auszeichnung für die Regie.
In einigen Passagen wirkt der Film sehr langatmig, vermittelt den Zuschauern insgesamt jedoch einen tiefen, nachdenklichen Einblick in die harte Zeit der Assimilation Mitte des vergangenen Jahrhunderts.
Sehr sehenswert für diejenigen, die mehr über das Leben der Ureinwohner der Polarregion erfahren wollen, auch um einige Abläufe – und die auch heute noch stellenweise vorhandenen Diffamierungen - besser verstehen zu können.

Noch mehr Informationen über Wikipedia

Lappland aus touristischer Sicht
​Die finnische Touristikorganisation hat in den siebziger Jahren eine hervorragende Marketing Strategie gefahren und Lappland touristisch den Mitteleuropäern nahegebracht. Ich erinnere mich an den Juli 1976, als ich das erste Mal am Polarkreis in Rovaniemi stand. Es gab nur ein unscheinbares Schild mit dem Hinweis auf den Polarkreis. Heute ist dort das weltbekannte Weihnachtsmanndorf, wo 365 Tage im Jahr Jingle Bells ertönt. Es war damals eine sehr lange Reise bis nach Rovaniemi. Erst von  Berlin nach Hamburg, dann mit der aus Lappland kommenden südwärts fliegenden Turboprop nach Frankfurt, von dort zurück nach Lappland, mit Zwischenstopp in Kuopio und Zielflughafen Rovaniemi. Wir konnten uns nicht satt sehen der helllichten Nacht und auf dem Kemijoki, der vor unserem Hotel entlang floss, wurde noch geflößt. Am nächsten Tag fuhren wir von dort mit dem Bus zum Nordkap. Unvergessliche Erinnerungen, damals wie heute bleibende Eindrücke. Lange ist es her – und der Tourismus hat sich in dieser Region Europas ebenfalls stark entwickelt.
Lappland war bis vor rund zwanzig Jahren ein Synonym für Finnisch-Lappland. Erst als das ICEHOTEL in Jukkasjärvi, in schwedisch Lappland, erbaut wurde und zur Berühmtheit gelangte, wurde Lappland auch touristisch größer, vielseitiger und ein exotisches Reiseziel. Die Safariunternehmen rund um das ICEHOTEL wurden ausgebaut, sehr kreativ und teilweise auch recht hochpreisig. Wir waren mit nordic holidays wohl der erste Reiseveranstalter in Deutschland, der das ICEHOTEL offensiv vermarket hat – und davon ausgehend auch winterliche Aktivitäten in Schwedisch Lappland.
Norwegen war schon immer ein beliebtes Reiseziel, weniger wegen Lappland, sondern wegen der Fjorde und dem Nordkap. Lappland als touristische Region den Gästen näherzubringen war weniger etwas für die Wikinger Nachfahren am Golfstrom. Sie hatten drei Unikate aufzuweisen, von denen die Finnen und Schweden nur träumen konnten: Die Fjorde, das Nordkap und die Postschiffreisen, besser bekannt unter dem Begriff Hurtigruten. Nachteil war lediglich, dass diese Highlights vorwiegend für die Sommerurlauber interessant waren. Nach und nach kamen die winterlichen Lofoten mit ins Spiel, die Fahrten mit den Hurtigruten wurden als Polarlicht- und Nordlichtreisen angeboten. Vor ungefähr sieben Jahren starteten die Norweger eine große Aktion für Polarlichtreisen nach Tromsø, vorrangiger Quellmarkt Norddeutschland. Die Kampagne hatte es in sich, mit viel Aufwand wurde den Norddeutschen erklärt, dass das Nordlicht einzig und allein in Tromsø richtig zu sehen sei. Sehr gut gemacht, wenngleich die Realität anders aussieht. Keine Frage, das Nordlicht ist in Tromsø sehr oft zu sehen, die Sehenswürdigkeiten der Stadt lohnen einen Besuch, jedoch ist das Lichtspektakel außerhalb der Stadt, in lichtarmen Regionen, besser zu erkennen.  
Somit sind die Länder Finnland, Norwegen und Schweden fest im touristischen Lappland etabliert.
Die Anbieter
Der Tourismus in Lappland ist wichtig, wird jedoch nicht immer von allen Einwohnern positiv gesehen, wenngleich direkt und indirekt ein sehr hoher Anteil der Bevölkerung davon profitiert. Es gibt auch in diesen Breitengraden Unternehmen, die in erster Linie auf Wachstum aus sind. Das kann zu Beeinträchtigungen der Umwelt und der Qualität gehen. Ein großes Spektakel für den britischen Markt waren bis vor Corona die Tagesflüge nach Finnisch Lappland, mit einem (gut organisierten) Besuch beim Weihnachtsmann, einer kurzen Tour mit dem Hunde- und Motorschlitten, Mittagessen am Lagerfeuer und Rückflug am selben Tag. In den Hochzeiten kamen auf diese Weise zwischen 30.000 und 50.000 Tagesgäste nach Rovaniemi und Kittilä, die letzten Jahre wurden aus den Tagesgästen auch Kurzurlauber – ein verändertes Bild und etwas Entspannung. Wir haben mit unserem Reiseveranstalter im Dezember von Reisen nach Lappland abgesehen. Wie sich dieser Sondertourismus nach der Pandemie darstellen wird, bleibt abzuwarten. Auch für die Safariunternehmen hat sich das Geschäft nur bei hohen Volumina gerechnet. Ich würde mich freuen, wenn die Anbieter in Lappland die Pandemie zum Umdenken nutzen würden, allen voran die Finnen, die immer kreativ und zielführend an die neuen Herausforderungen gegangen sind und mit ihrer pragmatischen Art Dinge schnell und sicher umgesetzt haben.
Planen Sie Ihre Reise in das winterliche Lappland längerfristig und schauen Sie sich die vielen Möglichkeiten an, die dort geboten werden. Sie können Flug, Unterkunft und Aktivitäten direkt online buchen oder bedienen sich eines Reiseveranstalters. Hier sollten Sie ein Augenmerk auf die Spezialveranstalter legen, die sich vor Ort wirklich auskennen. Bei den Großveranstaltern ist Skandinavien, insbesondere Lappland, mehr ein Me-Too-Produkt, wo die Zahlen und nicht das Herzblut dominiert. Wir haben hier einige Reiseveranstalter zusammengestellt. Mehr Informationen werden nach und nach auf unserer Lapplandseite eingestellt.

Genießen Sie einen herrlichen Aufenthalt in der letzten Wildnis Europas.


Quellen:
(1)          https://de.wikipedia.org/wiki/Samen_(Volk)
(2)          https://de.wikipedia.org/wiki/Flagge_der_Samen
(3)          Die Samen – Volk der Sonne und des Windes, Ajtte, schwedisches Samenmuseum, Jokkmokk