Stopp zwischen den Inseln

Auf Tour: Åland Inseln - die unbekannten Schönen

Zwischen Finnland und Schweden, fast zum Greifen nahe von Helsinki und Stockholm aus gesehen, liegen die Ålandinseln - die Schärenwelt im Bottnischen Meerbusen.merken
Die Frage nach der Lage der Åland Inseln überrascht nicht wirklich, gehören sie in Deutschland nicht zu den vorrangigen Reisezielen. Einerseits wohl dadurch gegeben, dass es sich hier nicht um eine Inselgruppe handelt, wo der Sommerurlaub mit einem Sundowner am Strand bereichert wird, andererseits ist die Erreichbarkeit der autonomen Inselgruppe am Eingang des Bottnischen Meerbusens mit dem eigenen PKW zeitlich aufwendig – dafür erleben sie eine wunderschöne Schärenwelt.

Reisebericht | Skandinavien | Mit dem Fahrzeug unterwegs

Mit dem Trike auf die Ålandinseln

Zur eigenen PKW / Trike Anreise ab Deutschland gibt es seit diesem Jahr eine interessante Alternative. Bisher war es die schnellste Möglichkeit mit den Nachtfähren nach Trelleborg, Ystad oder Göteborg zu segeln um dann auf dem Landweg nach Kapellskär oder Grisslehamn zu gelangen. Diese beiden Fährhäfen bieten sehr gute Direktverbindungen nach Mariehamn an, von wo aus unsere Rundtour startet. Allerdings liegen zwischen den eingangs erwähnten Hafenstädten und diesen Fährhäfen zwischen 550 KM und 700 KM Landweg. Hier kommt die neue Verbindung der Hansa Destinations von Rostock nach Nynäshamn, rund 60 KM südlich von Stockholm gelegen, ins Spiel, da es von Nynäshamn aus insgesamt nur 150 KM bis zu den weiterführenden Fähren sind.
Von Rostock nach Nynäshamn
Auf zur Reise auf die Åland Inseln. Die Anreise nach Rostock gestaltet sich sehr bequem, liegt der Fährhafen direkt an der Autobahnabfahrt und ist gut ausgeschildert. Großer Stauraum, problemlose Abfertigung, warten auf das Boarding – kein Unterschied zu den alt eingesessenen Fährgesellschaften, die von Deutschland nach Skandinavien gehen. Wir rollen an Bord, breite Fahrspuren, die das Aus- und Einsteigen erleichtern und vermutlich auf den erhöhten Frachtanteil zurückzuführen sind, nehmen das Gepäck und erreichen zwei Stockwerke höher das Passagierdeck, holen uns die Schlüssel an der Rezeption und sind beim Eintritt in die Außenkabine über die Großzügigkeit der Standardkabine überrascht. Eher mit den höherwertigen Kabinen der anderen nach Schweden gehenden Reedereien zu vergleichen. Was sofort auffällt sind die sehr vielen – ebenfalls buchbaren - Ruhesessel, die großzügig mit Leselampe und Radioempfang ausgestattet sind, aber für eine Fähre mit 18 Stunden Fahrzeit ungewöhnlich erscheinen. Dazu muss man wissen, dass dieses Schiff zu einer Reederei gehört, welche die schwedische Insel Gotland in rund vier Stunden mit dem schwedischen Festland verbindet. Da sind Kabinen nicht so wichtig, dennoch sollen die 112 Kabinen, davon 80% Außenkabinen, bei der nächsten Werftliegezeit noch Zuwachs bekommen. Ebenfalls aus dem Rahmen fällt das Restaurantangebot, welches sich auf ein abwechslungsreiches Speiseangebot im freeflow Bereich (Selbstbedienung) begrenzt. Als gut und ehrlich gekocht und fair kalkuliert kann das Angebot bezeichnet werden. Wer möchte, kann sich auch sein Essen mitbringen, denn die Geräumigkeit im Passagierbereich ist auffallend. Preislich werden die Fährpreise auch hier an die Auslastung angepasst – in jedem Fall lohnt sich ein Vergleich. Wer jedoch abendliche Unterhaltung und Shopping der ruhigen Fahrt vorzieht, könnte die beschauliche Ruhe an Bord störend empfinden.
Heute Abend sind wir auf den Åland Inseln
Um 13.30h liegt das Fährschiff an der Pier, festgezurrt, die Klappe öffnet sich, Licht fällt ins Autodeck, Unruhe macht sich breit – alle warten darauf, dass es vom Fährschiff aufs Festland geht. Reibungslos entleert sich die Fähre, übergibt den Pulk von Autos, Motorrädern und LKW in die Obhut des schwedischen Königreichs, wo alle sogleich Richtung Norden, nach Stockholm, drängen. Sehr gut ausgebaute Straßen lassen die Weiterfahrt entspannt verlaufen, kurz vor Stockholm nehmen uns diverse Tunnel auf, verhindern die Fahrt durch die Innenstadt und nach kurzer Zeit liegt die schönste Stadt Schwedens hinter uns. Diejenigen, die Stockholm nicht kennen, sollten unbedingt ein oder zwei Übernachtungen einplanen. Die Stadt, auf 14 Inseln erbaut, verfügt über eine vielfältige Architektur, ins Stadtbild eingebettete Ausläufer der Ostsee und des Mälaren Sees und eine unaufdringliche Atmosphäre mit viel Multikulti.  
Nördlich von Stockholm machen wir noch einen Stopp. In Åkersberga gibt es einen alten Großgrundbesitz, in dem unter anderem der Künstler Tomas Lacke sein Atelier hat. Beeindruckende Skulpturen aus Stahl in den unterschiedlichsten Größen und kreative Acrylgemälde mit kräftigen Farben fallen sofort ins Auge, wenn man das großzügig, gut sortiere Atelier betritt. Wir haben die Arbeiten vor der Pandemie bei einer Ausstellung in Värmland kennengelernt und wollen heute eine erwerben. Noch ein Kaffee im gegenüberliegenden Gartencenter, dann weiter nach Kapellskär, wo die Fähre der Viking Line schon ladebereit liegt. Es gibt zwei Passagiertypen auf dieser Fahrt. Die einen, die wie wir mit dem Fährschiff weiter auf die Åland Inseln fahren wollen und die anderen, die am Abend das Schiff in eine Partyfestung verwandeln werden, um am nächsten Morgen wieder nach Schweden zurück zu segeln. 
Um 20:30h legt das Fährschiff in Mariehamn, der Inselhauptstadt, an. Ein paar hundert Meter, dann sind wir im Pommern Hotel angekommen, wo wir die Nacht verbringen werden.
Start zur Insel Rundfahrt
Gehässige würden meinen, dass das Wetter in Skandinavien immer so ist wie bei unserem heutigen Start: Regenschauer, zwischendurch eine leichte Erholung, ein Quäntchen Sonne und dann feuchte, kühle Luft bis zur ersten Übernachtung. Um es vorweg zu nehmen: An keinem der anderen Tage hat uns der Regen begleitet. Und die erste Nacht auf der Insel Föglö bleibt unvergesslich. Die Unterkunft „Enigheten“, ein Herrenhof aus dem 1700 Jahrhundert, steht unter Denkmalschutz. Selbst fließend Wasser ist im Gästezimmer nicht vorhanden. In einem separaten Gebäude sind Toiletten und Duschen untergebracht. Wir waren die ersten Gäste der Saison und ín dieser Nacht auch die einzigen. Das Zimmer, eher eine kleine Wohnung, ist stilecht mit dem Mobiliar des 1700 eingerichtet. Wir haben aufgrund der leicht nassen Anreise die Möglichkeit genutzt, die Sauna am See für uns zu mieten. Zwischen Den Saunagängen zur Abkühlung in die Ostsee und zum Abschluss noch die nassen Kleidungsstücke zum Trockenen ausgelegt. Alles super geklappt. Ebenso das Frühstück am nächsten Morgen. Vielfältig in einem „stillgelegten“ Vierbettzimmer.
Nächster Fährhafen: Överö
Nach einem ausgedehnten Frühstück erkundigen wir die Insel – erst im Süden, dann klettern wir gemütlich nordwärts, fahren einen Abstecher nach Hastersboda und sind frühzeitig zur Abfahrt der Fähre von Överö nach Snäckö am Fähranleger. Nach gut einer Stunde legen wir in Snäckö an, verlassen das Schiff um über die Insel Kumlinge, die dichter bewaldet zu sein scheint, zum 11 KM entfernten Fähranleger zu fahren, wo in einer halben Stunde die Fähre zur Insel Brändö ablegen wird. Die Strecke ist bequem in der zur Verfügung stehenden Zeit zu schaffen.
Die Überfahrt unterscheidet sich landschaftlich durch eine etwas lichtere Vegetation auf den Schären, gleichwohl fühlt man, dass die größeren Schären in der Überzahl sind und im selben Moment zieht das Fährschiff durch enge Bahnen hindurch seine Spur. Während der einstündigen Fährfahrt sehe wir auf den parallelen Fahrrinnen die großen Fährschiffe, die von Turku und uns Helsinki nach Stockholm unterwegs sind, dahingleiten. Majestätisch anmutend, langsam hinter einer Schäre verschwindend um kurz danach an unerwarteter Stelle wieder ins Blickfeld zu gleiten. Man könnte meinen, dass sich kaum noch Wasser unter den Kiel und zu den Bordwänden schützend um die Kreuzfahrt ähnlichen Fährschiffe legt, wohlwissend, dass diese tagtäglich die Route passieren.
Torsholma auf der Insel Brändö heißt der östlichste Fährhafen unserer Reise auf die Åland Inseln. Die Fahrt zum Hotel Gullvivan führt über viele kleine Brücken, die ein herrliches Panorama auf die zu überquerenden Fjorde freigeben. Das Hotel, dem einige Ferienhäuser angeschlossen sind, liegt auf einer Halbinsel, letztlich verfügt jedes Zimmer und Haus über Blick zum Meer. 
Wir nutzen den Rest des Tages fürdie Erkundung dieser langestreckten Inselkette, fahren Kosö und Fiskö, herrlich gelegene kleine Ortschaften, sauber und überschaubar – was auch für die anderen Orte, die wir passiert haben, zutrifft – und die dadurch auffallen, dass sie Seegrundstücke zum Kauf für Personen anbieten, die sich dort niederlassen wollen.
Wieder gen Westen
Eine Reise auf die Åland Inseln ist auch eine Entdeckungsreise: Die Entdeckung der Langsamkeit. Hier wird Natur im Überfluss geboten, die Wege auf den Inseln sind überschaubar in Vielzahl und Länge und der Lebensrhythmus scheint keinen Stress zu kennen. Somit passieren wir auf dem Weg zur Fähre am nächsten Tag eine Stelle, wo unzählige Steinmännchen darauf warten, dass jemand kommt um ihnen einen Kumpel zur Seite zu stellen. Tolle Gebilde, steinzart und grobe Klötze, vielleicht spiegelt sich die die Natur des einzelnen Schöpfers wider? Auch ein längerer Aufenthalt an dieser Stelle kann uns nicht davon abhalten, die Mittagsfähre von Torsholma nach Hummelvik zu schaffen, die in zweieinhalb Stunden die Hauptinsel der Åland Inseln erreicht.
Auf dem Weg in unser Hotel in Mariehamn statten wir noch der Stallhagen Brauerei einen Besuch ab. Die einzige lokale Brauerei der Åland Inseln, die seit 2004 Biere mit und ohne Beimischung von anderen Geschmacksrichtungen erstellt. In der Brauerei gibt es auch ein Restaurant. Wir haben uns für den kleinen Italiener Nonna Rina entschieden, wo die Herzlichkeit und eine kleine, gut sortierte Speisekarte Abwechslung in die Speisen der letzten Tage bringt.    
Hej då Åland Inseln
Eine gute halbe Stunde bis zum Fährhafen in Eckerö. Wir fahren jedoch viel früher los, da wir noch das alte Post- und Zollgebäude, welches wechselnde Ausstellungen und ein gutes vegetarisches Restaurant beherbergt, besuchen wollen. Die Entscheidung war richtig, der Besuch lohnenswert.
Nunmehr rollen wir schon an Bord der Eckerö Linjen, um in zwei Stunden Schweden zu erreichen. An Bord steppt der Bär, die Combo in der Bar spielt Stimmungsmusik, die Restaurants sind voll und die kleinen Gepäckkarren sind sorgfältig mit Bierkartons beladen, in der reißfesten Tragetasche noch ein guter Wein, Whisky oder Gin – dann hat sich die Fahrt gelohnt. Die Åland Inseln sind auch eine Insel in der EU, wenngleich den beiden EU Ländern Finnland und Schweden zugehörig, zumindest eng verbunden, hat diese Inselgruppe nicht den EU Status und kann somit heute noch den Duty free Einkauf auf Ihrem Schiff anbieten. Auch ein Grund für die großen Fährschiffe der Silja Line und Viking Line, hier bei den Passagen einen Stopp einzulegen. Nun, sei es den Menschen gegönnt, ein bisschen Spaß mit einem günstigen Einkauf zu verbinden.
Fazit
Abschließend gilt auch für uns, dass wir eine schöne Reise mit wunderbaren Eindrücken hatten, Begegnungen mit netten, gastfreundlichen, manchmal auch wortkargen, Menschen und eine Schärenwelt gesehen haben, die noch unbewohnter, noch unberührtere als die Stockholmer Schärenwelt ist. Wir haben eine Rundtour durchgeführt, jedoch bietet es sich ebenso an, eine Reise nach Finnland mit den Åland Inseln zu verbinden.
Zusatzinformationen

Mit rund 30.000 Einwohnern sind die Åland Inseln, die auf 60 Inseln verteilt sind und wovon allein die Hauptstadt Mariehamn 11.000 eine Heimat gibt, sehr dünn besiedelt. Es bleiben knapp 19 Einwohner je qkm. Wenngleich der Tourismus einen wesentlichen Anteil an den Einnahmen auf den Åland Inseln hat, bleibt die Frage, weshalb vor dem 01. Juni und nach dem 30. September hier viele  Unterkünfte und selbst die wenigen Geschäfte, die Vorhänge zuziehen. Vielleicht ist das vergleichbar wie die Sache mit der Henne und dem Ei.
Die  Fährpassagen für die gesamte Aufenthaltsdauer bezahlt man im Voraus, wobei die Buchung der Fähren - insbesondere in der Hochsaison – unbedingt zu empfehlen ist. Wenn Sie mindestens eine Übernachtung auf eine der Inseln buchen, erhalten Sie für die (kommunal gesponserten) Fährpassagen einen Sonderpreis. Wir haben für alle Fährpassagen inkl. Trike und zwei Personen insgesamt 32,-- € bezahlt. Für zwei Lang- und eine Kurzstrecke. Die Bezahlung haben wir an der ersten Fähre erledigt und wurden zu keiner Zeit nach einem Ticket gefragt. Einige Fähren haben Restauration an Bord, andere wiederum nur einen Aufenthaltsraum und Toiletten. Über die Webseite der Åland Fährgesellschaft können alle Fährverbindungen aufgerufen und gebucht werden. Die offizielle Webseite des Åland Touristbüros steht auch in Deutsch zur Verfügung.
Zu den Preisen für Essen und Mahlzeiten. Das Mittagessen, „dagens rätt“ oder auch „dagens lunch“ kurz dagens genannt, liegen bei rund 11,--€ - 13,-- €, beinhalten neben dem Hauptgang auch Brot, Butter und Salat sowie ein alkoholfreies Getränk, oft noch einen Kaffee zum Abschluss. Hauptgerichte am Abend fangen meist bei 18,-- € an, Getränke kommen extra. Bei den Weinpreisen ist zu beachten, dass es unterschiedliche Volumen gibt, oft werden 16 cl oder 18cl angeboten. Hochprozentiges wird auch zum 1 cl Preis offeriert. Für Selbstversorger stehen auf einigen Inseln sehr gut sortierte kleine Supermärkte zur Verfügung, Wein und Sekt sowie höherwertige Spirituosen müssen in speziellen Läden erworben werden, beispielsweise bei „Alco“ in Mariehamn.    
Tanken auf den Inseln ist nicht so einfach. Wir haben unser Trike bereits in Mariehamn aufgetankt. Nur in Brändö ist uns eine Tankstelle aufgefallen, aber letztlich sind die Tagespassagen auch sehr kurz, so dass ein zusätzlicher Tankstopp kaum erforderlich sein wird.
Für Bike, Trike & PKW ist die Schärenwelt der Ålandinseln ebenso geeignet wie für Fahrradfahrer, welche auf den Hauptstrecken meist auf separat verlaufende Fahrradwege dahingleiten können. Für Wohnmobile stehen entsprechende Stellplätze zur Verfügung, nicht alle mit Stromanschluss. Bei einigen Brücken, die einen besonders schönen Blick über die verstreut liegenden Inseln zulassen, wird extra darauf hingewiesen, dass ein Aufenthalt auf den Brücken nicht gestattet ist. Die Höchstgeschwindigkeiten auf den Inseln beträgt vereinzelt 90 km/h, teilweise 70 km/h und meist 50 km/h. Bußgelder werden einerseits nach der übertretenen Geschwindigkeit bemessen und zusätzlich wird das monatliche Einkommen berücksichtigt.    
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